Freitag, 22. Januar 2010

Mehr BAföG oder mehr Stipendien?


Mehr BAföG oder mehr Stipendien?
Kritik am nationalen Stipendiensystem
20.01.2010

(dpa) – Drei von vier Abiturienten, die unmittelbar nach der Schule auf ein Studium verzichten, machen finanzielle Probleme und die Angst vor hohen Schulden dafür verantwortlich. Und jeder fünfte Studienabbrecher nennt fehlendes Geld als Grund für sein Scheitern. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will das BAföG entgegen früheren Aussagen nun doch zum 1. Oktober erhöhen – allerdings bescheiden. Studentenwerk und Opposition sprechen von einem Tropfen auf den heißen Stein.

Kritiker stört dabei vor allem die Absicht der schwarz-gelben Koalition, die Erhöhung der BAföG-Fördersätze (plus zwei Prozent) und der wichtigen Elternfreibeträge (plus drei Prozent) mit der Einführung eines nationalen Stipendiensystems zu verbinden. Nach den Vorstellungen der Koalition sollen künftig die zehn Prozent der leistungsstärksten Studenten unabhängig vom Einkommen der Eltern 300 Euro monatlich erhalten – ähnlich wie heute schon in Nordrhein-Westfalen. Die Hälfte dieses Betrages sollen die Hochschulen vor Ort bei Sponsoren einwerben.

Die Ministerin beteuert, die Mehraufwendungen des Bundes für die Stipendien gingen nicht zu Lasten des BAföGs. Schavan spricht bei der Studienförderung von einem "Dreiklang aus BAföG, Stipendien und Bildungsdarlehen". In der Haushaltsplanung des Bundes sind für die Leistungsstipendien in den kommenden Jahren bereits 280 Millionen Euro vorgesehen. Für das BAföG hingegen wird im Haushaltsentwurf des Bundes für das Jahr 2010 mit Minderausgaben in Höhe von 51 Millionen Euro gerechnet – bei Gesamtaufwendungen im Bund von 1,5 Milliarden.

Bedenken gegen Stipendienprojekt auch in unionsgeführten Ländern Schavan braucht aber für das Stipendienprojekt die Zustimmung der Länder. Und nicht nur bei der SPD, auch bei unionsgeführten Bundesländern gibt es bislang Bedenken. So fürchtet man vor allem im Osten, wegen der Wirtschaftsschwäche der Unternehmen nicht genügend Geld einwerben zu können, um die Ko-Finanzierung der Stipendien zu sichern. Anfangs hat der Bund auch noch davon gesprochen, dass die Länder 50 Prozent des Staatsanteils für die Stipendien aufbringen sollten. Derzeit ist bei den internen Gesprächen nur noch von 35 Prozent die Rede.

Ein Prozent mehr BAföG oder ein Prozent mehr bei den BAföGFreibeträgen kosten dem Staat jeweils pro Jahr 15 Millionen Euro mehr. Warum also nicht bei den Elternfreibeträgen deutlich zulegen, damit mehr junge Menschen in den Genuss von Förderung kommen? Im Gegenzug könnte man dann bei den Leistungsstipendien kürzer treten – sagen nicht nur Studentenwerk, Opposition und Gewerkschaften, sondern auch etliche Rektoren wie Hochschulforscher. Denn nach den bisherigen Erfahrungen der Begabtenförderungswerke profitieren vor allem Studenten aus begüterten Elternhäusern und aus Akademikerfamilien von den Leistungsstipendien. Hintergrund der Rufe nach einer deutlichen Ausweitung der BAföGFörderung bildet dabei der in den vergangenen Jahren erheblich zugenommene Studienverzicht unter den Abiturienten. Zwar haben sich zu diesem Wintersemester so viele junge Menschen wie noch nie zuvor für ein Studium neu eingeschrieben. Doch der Anfängerrekord ist allein eine Folge der extrem geburtenstarken Abgängerjahrgänge und der doppelten Abiturjahrgänge infolge der Schulzeitverkürzung am Gymnasium.

Das Hochschul-Informationssystem (HIS) geht davon aus, dass von den Studienberechtigten des Abgängerjahrganges 2008 nur 69 Prozent studieren wollen. Dabei machten früher mehr als 80 Prozent der jungen Menschen von ihrer Studienberechtigung Gebrauch. Doch spätestens 2015 – wenn die geburtenschwachen Abiturientenjahrgänge die Schulen verlassen und auch die Effekte der Schulzeitverkürzung verpufft sind – werden Studienanfänger zu raren Ware.

bildungsklick.de


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