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Marilyn & Co.
Wenn man Truman Capotes legendäre Porträts, die nun in einem schmucken gebundenen Büchlein neu veröffentlicht werden, noch einmal liest, wird schnell klar: So etwas gibt es heute nicht mehr. So lustvoll indiskret, so eitel und eloquent, so stolz und saturiert zugleich vermag sich einfach kein Zeitgenosse den Stars zu nähern. Die Dichter nach Capote haben das Feld den flachen Homestorys der Boulevardpresse überlassen und kämpfen nicht gerade um die Rückgewinnung des Territoriums. Capote zog damals auf Augenhöhe mit Legenden durch die Nächte, mit Marilyn Monroe, Marlon Brando, Liz Taylor - mit Menschen also, die jenen Glamfaktor erst erfanden, von dem noch heute Brangelina & Co profitieren, allerdings ohne einen solchen Porträtisten zu haben. Capote bewegte sich in den 50er und 60er Jahren im Aquarium der High Society wie ein Raubfisch, der Beute machte, aber sie nicht tötete. Verletzungen trugen seine Opfer dennoch oft davon. Viele Promis, die sich mit dem Schreibgenie genauso schmückten wie er mit ihnen, fühlten sich entblößt von der Brutalität seiner schneidenden Schreibe, die das Literarische feuilletonisierte und umgekehrt, die nichts richtig ernst nahm und erst dadurch hinter die Masken des Glamours drang. "Marilyns Aufenthalte auf der Toilette", schreibt er über die größte Filmdiva aller Zeiten, "dauerten so lange wie die Tragezeit eines Elefanten." Ein ebenso bösartiger wie liebevoller Satz, der Capotes Sarkasmus perfekt auf den Punkt bringt. So sehr ist er Teil jenes Systems, welches er mit seinen Porträts obduziert, dass er immer auch sich selbst eine Hauptrolle zuweist; manchmal wechselt er sogar abrupt vom Erzähl- in den Dialogstil, und plötzlich diskutieren sie live und in Farbe, die lamentierende Marilyn ("MM") und der Spötter Truman ("TC"). Ein Fest, dieses Buch. (mw) (Kulturnews.de)
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